In den 30 Jahren, in welchen er sich auf der politischen Ebene für seine Gemeinde stark gemacht hat, hat er viele Steine ins Rollen gebracht, um diese dann am Ende erfolgreich zu erstrebten Zielen zusammen zu fügen. Die Rede ist von dem Sozialdemokraten Henning Kruse, der seit der letzten Kommunalwahl im vergangenen Jahr nicht mehr Wulftens Bürgermeister, aber im Rat der Samtgemeinde Hattorf vertreten ist.

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In diese Gemeinde, welche bereits seit 1133 Jahren besteht, ist Kruse Anfang der 80er Jahre des letzten Jahrtausends gekommen, allerdings nicht aus politischen Ambitionen. Da er Lehramt studiert hatte, bewarb er sich bei der Orientierungsschule Hattorf/ Wulften. Zwar begann seine berufliche Laufbahn erst als „Springer“, doch diese Position sollte schnell zu einem festen Angestelltenverhältnis werden.

Übrigens ist er bereits 42 Jahre Mitglied beim TSV Wulften, wo erlange Zeit als Oberturnwart aktiv gewesen ist. Er kann sich auch daran erinnert, dass er von 1989 bis 1990 stellvertretender Vorsitzender des Turnkreises Osterode gewesen ist.

Es sollte aber nicht lange dauern, bis ihn SPDler überredeten, sich für den Gemeinderat aufstellen zu lassen. Auch wenn er sich vor 31 Jahren keine Chance ausgerechnet hatte, überhaupt gewählt zu werden, ließ er sich aufstellen und wurde sofort in besagten Rat gewählt. 1996 wurde er Fraktionsvorsitzender der Ratsfraktion, Vorsitzender des Bauausschusses und stellvertretender Bürgermeister. 2001 nahm er dann von Wolfgang Kersten das Zepter des Bürgermeisters entgegen.

In den zurückliegenden 20 Jahren sind Dinge in dieser Gemeinde verwirklicht worden, worauf bestimmt nicht „nur“ er, sondern alle stolz sein dürfen.

Allein Wulftens Aushängeschild, das Schützenhaus, welches immer wieder im Gespräch der Bürger und Politik war und ist, sorgte bereits vor der Jahrtausendwende für starken ehrenamtlichen Einsatz. Denn von 1997 bis 1998 sorgten 99 Bürger/innen in fast 2 000 Stunden Eigenleistung dafür, dass die Toilettenanlage nicht etwa restauriert, sondern neu errichtet wurde. Rund 200 Stunden investierte Henning Kruse in seiner Freizeit in diese. Von 1999 bis 2000 sorgten dann rund 40 fleißige Helfer/innen innerhalb von 605 Stunden dafür, dass ein neues Stuhllager zur Verfügung stand. Auch hier war Kruse federführend als Bauausschussvorsitzender mit fast 120 Stunden Arbeitseinsatz dabei.

Nicht minder erfreulich seien aus seiner Sicht die Sicherstellung des DB-Haltpunktes Wulften und der Ausbau der P & R-Anlage gewesen. Die Planung und Umsetzung dieses Projektes hätten von 2001 bis 2006 im Mittelpunkt gestanden. Letztendlich habe die Gemeinde die Planungskosten übernommen, um so die Realisierung dieses Vorhabens sicher zu stellen. „Dadurch wurde die wichtige DB-Haltestelle in Wulften an der Strecke Northeim-Nordhausen erhalten“. Untermauert wurde dieses gelungene Vorhaben im Juni 2016 damit, dass der Bürgermeister einen Triebwagen der Regionalbahn offiziell auf den Namen „Wulften am Harz“ taufen durfte.

Bereits Ende des Jahres 2003 wurde Hermann Hesse als Gemeindearbeiter und –techniker eingestellt. Diese Aktion lief etwas unüblich ab: „Ich hatte im Oktober 2003 bei einem Gespräch mit dem damaligen Leiter der Agentur für Arbeit in Osterode, von der Möglichkeit einer Förderung für Neueinzustellende im öffentlichen Dienst gehört“. Kruse sprach mit Rat und Verwaltung. Dann ging alles ganz schnell und Hesse wurde noch im Dezember eingestellt. Und der übte auch bis zu seiner Rente alle ihm gestellte Aufgaben zur Zufriedenheit der Bürger/innen und Politik aus. „Das war ein Glücksfall für unser Dorf“, so Kruse.

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2005 erfolgten die ersten Planungen zum Hochwasserschutz für die Gemeinde, leider erst in 2008 umgesetzt werden konnten, ein Jahr nach dem großen Hochwasser in Wulften. Die Bauarbeiten für die Schutzmaßnahmen lagen im Bereich Hackenbach/Mühlenbach/An der Bahn. Eine weitere wichtige Aktion in Sachen Hochwasserschutz schloss sich einige Jahre später an. Es ging um die Renaturierung des Hackenbachs. Um den Hochwasserschutz weiterhin zu gewährleisten, müsse allerdings kontinuierlich eine Räumung der Wasserläufe (Schlamm und Bewuchs) geschehen. Hier seien jährlich wohl mindestens 20.000 € zu investieren.

Fast gleichzeitig, von 2006 bis 2008, erfolgten die Planung und der Ausbau des Radweges über die Bimmelbrücke mit Anschluss an das überörtliche Radwegenetz. Diese neue Wegstrecke, auf der Ende Oktober des Jahres 1889 die erste Dampflok rollte, wurde von dem damaligen Landrat Bernhard Reuter und Wulftens Bürgermeister Henning Kruse freigegeben. Mittlerweile ist auch die dringend anstehende Sanierung eben dieser Brücke abgeschlossen.

Vor 14 Jahren startete der Ausbau der Ortsdurchfahrt Unterdorf-Tieberg und Bahnhofstraße. „Planung und Durchführung waren und sind ein Gewinn sowohl für die Anwohner, als auch für die Gemeinde“, so Henning Kruse. „Durch eine extra ausgearbeitete und beschlossene Straßenausbaubeitragssatzung haben die Anlieger rund zwei Drittel weniger Beiträge bezahlt, als es ortsüblich vorgesehen ist“. Und die Straßen konnten in einen exzellenten Zustand versetzt werden. „Durch die Kreisverkehre ist außerdem das frühere Rasen durch die Straßen unterbunden worden, für alle Beteiligten ist es viel sicherer geworden. Lediglich die notorischen Nörgler werden dieses nie einsehen“. In jedem Fall sei dieses Projekt Dank der geflossenen Fördermittel zu einer Vorzeigestraße geworden.

In der Zeit des Straßenumbaus siedelte sich übrigens Dr. Mehde im Gebäude der Volksbank an. Der wird zwar umziehen, aber in Wulften bleiben, denn er hat das alte, rund 400 m² große Rathaus, welches zuletzt 1974 das Verwaltungsgebäude war, erworben und wird dort für die nächsten 20 Jahre seine allgemeinärztliche Praxis führen, so der Umbau abgeschlossen ist. Sollte er das Gebäude dann wieder veräußern wollen, hat die Gemeinde Wulften das Vorkaufsrecht.

In den Jahren 2001 bis 2016 wurden nicht „nur“ die Kinderspielplätze ausgebaut. 2015 wurde auch „Jung kauft Alt“ erfolgreich angeschoben, was eine erfreuliche Abminderung des Häuser-Leerstandes zur Folge gehabt hatte und bestimmt noch weiter haben wird.

Besonderer Schwerpunkt dürfte aber der Erwerb der ehemaligen Diskothek SHAM durch Bürgermeister Henning Kruse auf einer öffentlichen Zwangsversteigerung des Amtsgerichts Herzberg gewesen sein. Denn auf dem Gelände konnte danach ein umsatzfreudiger NETTO-Markt nach Abriss der Disco dort errichtet werden konnte.

Die erfolgreiche Aktion „Jung kauft Alt“ hat der Rat ebenso gemeinsam im Jahr 2015 auf den Weg gebracht wie zuvor das Förderprogramm für den privaten Wohnungsbau. Das Interesse am Erstgenannten war so groß, dass sogar der NDR, ZDF und RTL mit einem Kamerateam vor Ort waren.

Allerdings sei das größte finanzielle Projekt der Kindergarten, und das schon seit Jahren. „Unsere Kinder sind uns dieses Geld wert, das steht überhaupt nicht in Frage“. Von 2016 bis 2021 wurden aber auch die Betreuungszeiten der Kindertagesstätte ausgeweitet und eine Integrative Kita-Gruppe eingerichtet

In 2018 wurden die Tische und Bänke des Grillplatzes am Silbersee erneuert. Schüler*innen eines Kurses der Oberschule Hattorf sorgten zusammen mit ihrem Fachlehrer für Technik, Söhnke Stahl, mittels handwerklichen Geschicks für neue Bänke und Tische. Eine gelungene Kooperation, an der Kruse als Kollege an der OBS nicht ganz unschuldig war.

Kruse hat aber sowohl den „Umwelttag“, als auch den „Tag der Ehrenamtes“ auf die Beine gestellt. Die beispielhafte Auszeichnung für ehrenamtlich Tätige in der Gemeinde hatte einen entsprechenden Rahmen, aus dem Grunde wird es ihn nach Corona bestimmt wieder geben. Kruse sorgte aber auch fürs Erscheinen der Broschüre „Unsere Gemeinde – Bürgerinformation“ und den Internet-Auftritt www.wulftenamharz.de, welcher fest in den Händen von Gerhard Lüer liegen. Ebenso war er für die gesamte Organisation des Weihnachtsmarktes verantwortlich, der im Wulftener Dorfleben ein jährliches Highlight war.

Weiter meldete er stets Wulftener Vereine bei der Harz Energie für eine Spende aus dem Ehrenamtsfond an und hat bereits insgesamt fünf Mal dem Schützenvorstand bei der Vorbereitung das Schützen- und Heimatfestes hilfreich zur Seite gestanden und die Umzüge selbst als Bürgermeister begleitet. Das dürfte im kommenden Jahr als privater Bürger der Fall sein.

Am Herzen liegt ihm auch die Freundschaft mit der französischen Partnergemeinde Neung Sur Beuvron. Seit 2001 ist Kruse aktiv dabei und hat die Besuchsprogramme für die französischen Freunde stets mitbegleitet. Besonders der Austausch der Jugendlichen muss hier noch mehr in den Focus treten, wünscht sich Kruse.

„All das, was in den letzten 30 Jahren in Wulften geschaffen, entstanden oder erbaut wurde, ist alles nur mit einer intakten Ratsarbeit und mit gemeinsamen Entscheidungen möglich gewesen. Sicher habe ich auch das eine oder andere initiiert, aber ohne eine konstruktive Ratsarbeit wäre vieles nicht möglich gewesen. Und immer stand bei allen Aktivitäten das Wohl der Gemeinde im Vordergrund, hierfür möchte ich mich auch bei meinen ehemaligen Mitstreitern ganz herzlich bedanken. Ich betrachte mit Sorge, dass zunehmend persönliche Interessen und Profilierungen die Ratsarbeit bestimmen. Hoffentlich wird die Sorge um das Gemeindewohl wieder die Oberhand gewinnen.“

Zum Abschluss sagt Henning Kruse: „Diesen langen, verschlungenen Weg hätte ich nicht gehen können, wenn mir meine Familie, und hier besonders meine Frau Rita, nicht all die Jahre tatkräftig zur Seite gestanden hätte“.

(Text und Fotos: Petra Bordfeld)